Am Freitag wurden im Rahmen eines gemeinsamen Festaktes gleich drei Auszeichnungen der Gemeinde Gauting verliehen. Frau Altbürgermeisterin Brigitte Servatius erhielt die Ehrenbürgerwürde, Herr Heinz Rauhoff die Bürgermedaille und Herr Matthias Hellwig sowie die Burschenschaft Unterbrunn erhielten ihren bereits 2023 zugesprochenen Günther-Klinge-Preis überreicht.

Die Erste Bürgermeisterin Frau Dr. Kössinger eröffnete den Festakt um kurz nach 19 Uhr im mit etwa 250 Gästen dicht besetzten großes Saal des bosco mit einer Begrüßung und einem Ausblick auf das abendliche Programm. In ihrer Eröffnungsrede hob sie den hohen Stellenwert des kulturellen und sozialen Engagements in Gauting und die Wichtigkeit hervor, dieses gebührend zu feiern. Sie verwies zugleich aber auch wiederholt auf die schwierige finanzielle Lage der Gemeinde und die damit einhergehende Notwendigkeit von Sparmaßnahmen. Ihr Credo deshalb: „Wertschätzung misst sich nicht an Förderungen durch die Gemeinde, sondern wird deutlich durch Sichtbarmachung des vielseitigen Engagements.“ Deshalb sei die Ehrung verdienter Mitbürgerinnen und Mitbürger besonders wichtig, die exemplarisch auch für „zahlreiche andere Menschen stehen, die sich tagtäglich im Stillen für uns alle und für unsere Gemeinde einsetzen.“

Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Altbürgermeisterin Brigitte Servatius bildete den ersten Höhepunkt des langen Festabends. Die Laudatio für die langjährige Rathauschefin übernahm Dr. Andreas Romero. Der Gautinger Architekt und Städteplaner hatte viele Jahre mit Frau Servatius im Gemeinderat zusammengearbeitet und hob in seiner ausführlichen Rede die kulturellen und sozialen Projekte dieser Zeit hervor.

Altbürgermeisterin Servatius bedankte sich für die Ehre nicht nur beim aktuellen Gemeinderat und ihrer Amtsnachfolgerin, sondern auch bei den vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie ihren ehemaligen Mitarbeitenden im Rathaus. Auch wenn es schwierige Zeiten gegeben habe, „hat mir die Arbeit mit Menschen immer Freude gemacht“, so die neue Ehrenbürgerin der Gemeinde Gauting.

Anschließend wurde der Günther-Klinge-Preis des Jahres 2023 endlich feierlich verliehen. Nach einleitenden Worten der Ersten Bürgermeisterin übernahm Wolf Gaudlitz als Laudator für Matthias Hellwig die Bühne. Der Fotograf und Filmemacher Gaudlitz lebt zwar in Palermo, ist Gauting aber durch zahlreiche Freundschaften eng verbunden. Herr Gaudlitz hielt ein flammendes Plädoyer für die Liebe zum Film und zur Kunst. Als „Lichtspielhausintendanten“ seien Kinobetreiber wie Matthias Hellwig für ihr Publikum unermesslich wichtig. Die sinkende finanzielle Unterstützung kritisiert er deshalb in diesem Zusammenhang.

Matthias Hellwig, Betreiber der Breitwand-Kinos und Leiter des Fünf-Seen-Filmfestivals, bedankte sich mit herzlichen und versöhnlichen Worten für die Auszeichnung und hob hervor, dass für ihn als nicht gebürtigen Gautinger diese Ehrung gleich noch wertvoller sei.

Die zweiten Günther-Klinge-Preis-Träger 2023 füllten dann die gesamte Bühne: Die Burschenschaft Unterbrunn war mit fast voller Burschenstärke von etwa 30 Mann vor Ort, um ihren „in Verdienst um Brauchtum, Heimatpflege sowie als Darsteller gelebter Kultur im Würmtal“ wohlverdienten Preis entgegenzunehmen. Die Laudatio übernahm das ehemalige Mitglied Florian Schleifer, ein wie er selbst sagt „Zugroaster“, der „erst“ seit seinem zweiten Lebensjahr in Unterbrunn lebt.

Herr Schleifer gratulierte zu Beginn seiner Rede auch den anderen Ausgezeichneten und lobte die Unterbrunner Faschingsumzüge mit einer gehörigen Prise Humor. Doch auch die wichtige und ernsthafte Funktion des von der Burschenschaft gepflegten Brauchtums hob er hervor. „Traditionen geben uns in stürmischen Zeiten wie ein Anker Halt“. Die weit über Gauting hinaus für Ihre Maibaumcoups bekannten Burschen, die alle in Tracht erscheinen waren, erhielten nicht wie die anderen Preisträger Wein, sondern gleich zwei Bierfässer überreicht – noch leer, doch den Gutschein für die Befüllung gab es obendrein.

Den würdigen Abschluss des Abends bildete die Verleihung der Bürgermedaille an den Schulweghelfer und ehemaligen Bürgerbusfahrer Herrn Heinz Rauhoff. Die Laudatio für den engagierten Ehrenamtler hielt Altbürgermeister Dr. Ekkehard Knobloch. Der nun nicht mehr einzige Ehrenbürger Gautings fand zunächst für alle bisher Geehrten herzliche Worte. Dann zeichnete er den Lebensweg Heinz Rauhoffs nach, der, so Knobloch, erst mit dem Vorruhestand die „Kopernikanische Wende“ erfuhr. Nach einem eher ruhigen und unauffälligen Berufsleben begann damals nämlich für den Unruheständler ein Leben ganz im Einsatz für seine Mitmenschen. Nach Fahrdiensten für die Malteser und ab 2006 für den Bürgerbus begann Rauhoff bereits 2017 parallel als Schulweghelfer zu arbeiten. Bis heute steht er jeden Morgen ab 7:15 Uhr und mittags wieder vor der Grundschule in Gauting und sorgt für die Sicherheit der Kinder. Über den Lohn für diesen Einsatz lässt Heinz Rauhoff in seiner Dankesrede keinen Zweifel: Er sei dankbar für die tiefe Zufriedenheit, die ihm sein Einsatz bringe – und wisse von so manchen ABC-Schützen mehr als die eigenen Eltern, so der neue Bürgermedaillenträger sichtlich gerührt.

So unterschiedlich die Ehrungen und die geehrten Persönlichkeiten des Abends auch waren – die Feierlichkeiten fügten sich bestens ineinander. Mit Maxi Pongratz und Matthias Meichelböck (zusammen: Kofelgschroa) war dies nicht zuletzt auch ein Verdienst der musikalischen Begleitung. Mit sechs bekannten Stücken von „Es geistert“ bis zu „Wäsche“ begleiteten sie den Abend mit einer gelungenen Mischung aus Frische und Tradition teils höchst emotional.

Bei einem kleinen Stehempfang mit Buffett und Getränken klang der Abend im Gautinger bosco dann bei guten Gesprächen stimmungsvoll aus.