Die Viereckschanze von Buchendorf
"Über die kulturgeschichtliche Bedeutung dieser markanten Bauwerke hat man lange Zeit gerätselt: für römische Lager hielt man sie, für Umfriedungen von landwirtschaftlichen Anwesen und auch für Einhegungen von Viehpferchen. Ihre kultische Zweckbestimmung wurde jedoch klar, als das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege von 1957 bis 1962 die Viereckschanze von Holzhausen bei Großdingharting im Landkreis München fast vollständig untersuchte. An das Ende der Keltenzeit, genauer gesagt in die beiden letzten Jahrhunderte vor der Zeitenwende gehören sogenannte Viereckschanzen, von denen sich in Bayern noch mehr als 160 über Tage erhalten haben.
Die aus Wall und Graben bestehenden Anlagen besitzen gewöhnlich einen quadratischen bis rechteckigen Grundriß mit einer durchschnittlichen Seitenlänge von 60-90 m. Im Osten, Süden oder Westen findet sich eine Torlücke, vor der der Graben durchläuft.
Die Ausgrabungen in Holzhausen ergaben eine dreiperiodige Anlage, die mit einem hölzernen Tempelgebäude sowie mit drei Opferschächten ausgestattet war, deren Tiefe 6,5, 18,4, und 35,5 m betrug.
Zu den markanstesten Vertretern ihrer Art zählt die vorzüglich erhaltene Viereckschanze von Buchendorf, deren 110-120 m langen Seiten etwas gegen den Uhrzeigersinn aus den Haupthimmelsrichtungen gedreht sind. Sie weist insofern eine Besonderheit auf, als ein ehemals vorhandener Graben wohl schon während der Nutzungszeit verfüllt wurde. Im Innenraum wie im Außenbereich des Heilgtums sollen vor langer Zeit römische Münzen und eine römische Gewandspange ausgepflügt worden sein. Dies wundert nicht, wenn man bedenkt, daß die römische Fernstraße Augsburg-Salzburg unmittelbar an der mit dem Tor versehenen westlichen Schanzenseite vorbeiführte."
Quelle: Führer durch Gauting, OREOS Verlag Buchendorf/Gemeinde Gauting, 1985